Steigende Gebühren in der Luftfahrt: Belastung für Airlines und Passagiere

Die Luftfahrtbranche in Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen. In den letzten fünf Jahren stiegen die staatlichen Gebühren für Fluggesellschaften um 140 Prozent. Diese Entwicklung betrifft Luftverkehrssteuer, Sicherheitsgebühren und Flugsicherungsgebühren gleichermaßen. Während die Branche gerade erst begonnen hat, sich von den Auswirkungen der Pandemie zu erholen, wirken diese Kostensteigerungen wie eine zusätzliche Bürde. Doch was genau steckt dahinter, und wie beeinflussen CO₂-Abgaben diese Entwicklung?

Kostenexplosion bei staatlichen Gebühren

Die Gebührensteigerung in Deutschland betrifft vor allem drei zentrale Bereiche:

  1. Luftverkehrsteuer: Seit ihrer Einführung im Jahr 2011 wurde diese Steuer mehrfach erhöht. Für innerdeutsche und europäische Flüge liegt sie derzeit bei 15,53 Euro pro Passagier, für längere internationale Flüge bei bis zu 70,83 Euro.
  2. Luftsicherheitsgebühren: Diese Gebühren decken die Kosten für Sicherheitskontrollen und stiegen 2023 durchschnittlich um 6 Prozent. Besonders kleinere Flughäfen spüren die Belastung, da die Gebühren unabhängig vom Passagieraufkommen anfallen.
  3. Flugsicherungsgebühren: Sie decken die Kosten für die Deutsche Flugsicherung (DFS), welche für die Überwachung des Luftraums zuständig ist. Diese Gebühren stiegen 2024 allein um 14 Prozent.

Laut dem Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDL) sind diese steigenden Kosten eine Hauptursache für die Stagnation im deutschen Luftverkehr. Während Länder wie Spanien oder Frankreich das Vorkrisenniveau von 2019 bereits übertreffen, liegt Deutschland mit einem Minus von 22 Prozent weit zurück. Im ersten Halbjahr 2025 könnte Deutschland im europäischen Vergleich sogar auf den vorletzten Platz abrutschen.

Konkrete Auswirkungen auf den Markt

Die hohen Kosten haben bereits zu erheblichen Marktveränderungen geführt:

  • Rückzug von Fluggesellschaften: Ryanair reduzierte ihr Angebot an deutschen Flughäfen um 30 Prozent, was einem Verlust von 1,8 Millionen Sitzplätzen entspricht. Der Billigflieger kritisierte die hohen Gebühren als Hauptgrund für diese Entscheidung.
  • Konsolidierung im Inland: Auch deutsche Fluggesellschaften wie Eurowings und Condor streichen Verbindungen oder verringern ihre Präsenz an bestimmten Flughäfen, etwa in Düsseldorf oder Hamburg.
  • Gefährdete Wettbewerbsfähigkeit: Laut Lufthansa-CEO Carsten Spohr ist Deutschland mittlerweile ein „teures Pflaster“ für Airlines. Der Lufthansa-Konzern sieht sich gezwungen, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern, wo die Betriebskosten geringer sind.

Die Rolle der CO₂-Abgaben

Neben den staatlichen Gebühren sind auch Umweltauflagen ein wesentlicher Kostenfaktor für Airlines. Das Europäische Emissionshandelssystem (ETS) zwingt Fluggesellschaften, CO₂-Zertifikate für ihre Emissionen zu kaufen. Zwischen 2020 und 2023 verdoppelten sich die Preise für diese Zertifikate, was die Betriebskosten erheblich erhöht. Pro Flug wird durchschnittlich ein zusätzlicher Betrag von 5 bis 10 Euro auf die Ticketpreise umgelegt.

Zusätzlich dazu plant die EU die Einführung einer Beimischungsquote für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF). Diese Kraftstoffe sind jedoch noch bis zu fünfmal teurer als herkömmliches Kerosin. Eine Studie der Europäischen Kommission schätzt, dass dies die Ticketpreise bis 2030 um weitere 10 bis 15 Prozent erhöhen könnte.

Auch die nationale CO₂-Steuer in Deutschland trägt zu steigenden Kosten bei. Diese beträgt aktuell 45 Euro pro Tonne CO₂ und soll bis 2026 auf 55-65 Euro steigen. Für die Luftfahrtbranche, die bereits unter hohen Fixkosten leidet, sind diese zusätzlichen Belastungen eine enorme Herausforderung.

Wie geht es weiter?

Der BDL fordert eine grundlegende Überprüfung der staatlichen Gebührenpolitik. Der Verband schlägt vor, Gebühren stärker an das Passagieraufkommen zu koppeln und kleinere Flughäfen zu entlasten. Auch die Einführung von Steuererleichterungen für nachhaltige Technologien könnte die finanzielle Belastung der Airlines reduzieren.

Die Luftfahrtbranche befindet sich an einem Scheideweg. Ohne politische Unterstützung droht Deutschland, als Luftverkehrsstandort weiter ins Hintertreffen zu geraten. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf die Airlines, sondern auch auf die Wirtschaft insgesamt, da ein funktionierender Luftverkehrssektor essenziell für den Tourismus und die Exportwirtschaft ist.

Fazit

Die steigenden staatlichen Gebühren und die zusätzlichen Umweltauflagen belasten die deutsche Luftfahrt erheblich. Während andere europäische Länder den Luftverkehr aktiv fördern, sieht sich Deutschland mit einem Rückgang des Flugangebots konfrontiert. Um diese Entwicklung umzukehren, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Flughäfen und Fluggesellschaften erforderlich. Nur so kann der Standort Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich wieder stärken.